Pfarrgeschichte von St. Georg
Die Pfarre St. Georg wurde vor 1050 gegründet.
Die ursprüngliche Pfarrkirche stand in Stadlau, wurde aber etwa um 1400 von einem Hochwasser weggeschwemmt. Urkunden aus dem Jahr 1429 und 1438 bestätigen den Sitz der Pfarrkirche St. Georg bereits in Kagran. Vermutlich stand hier schon zuvor eine kleine St. Wendelinkirche.
Die Übersiedelung der Pfarre St. Georg von Stadlau nach Kagran änderte nichts an ihrem tatsächlichen Fortbestand, nur der Standort wurde verlegt. Anders war dies bei der Urpfarre Wien (St. Peter), die 1137 durch den „Tauschvertrag von Mautern“ der neugegründeten Pfarre St. Stephan unterstellt und ihr einverleibt wurde und damit ihre Existenz einbüßte.
Somit ist St. Georg die älteste heute noch bestehende PFARRE (- nicht Kirche! -) Wiens.
Schon in den ersten Jahrhunderten wurden von der Großpfarre St. Georg - Stadlau neue Pfarren abgetrennt: Großenzersdorf im 12. Jhdt., Aspern 1300, und Gerasdorf wurde Vikariat (ebenso 1300). Diese Abspaltungstendenz setzte sich im Laufe der weiteren Jahrhunderte fort, sodaß auch St. Georg - Kagran oftmals Mutterpfarre wurde.
Besondere Bedeutung kam der Abtrennung der Pfarre Leopoldau im Jahr 1489 zu. Mit dieser Abtrennung verlor die Pfarre St. Georg-Kagran ein weites Gebiet, zu dem auch die Brigittenau (heute 20. Wiener Gemeindebezirk) und das Gebiet der Praterauen (heute Leopoldstadt, 2. Wiener Gemeindebezirk) gehörte! Zum ursprünglichen Pfarrgebiet von St. Georg gehörten auch Großjedlersdorf, Braitenlee, Jedlesee, Strebersdorf und Gerasdorf.
Es gab nicht nur „Josephinische Pfarrgründungen“ wie Großjedlersdorf (1783), Braitenlee (1783) und Jedlesee (1790). Zum ursprünglichen Pfarrgebiet von St. Georg gehörte auch Strebersdorf bis 1541, Gerasdorf wurde 1640 eigene Pfarre.
Ein „dunkles Kapitel“ für die Pfarre St. Georg-Kagran war die Zeit der Reformation. Blieben die Leopoldauer dem katholischen Glauben treu, so wurde „Kagran unter dem Gutsherrn Bernhard von Enenkel eine Hochburg des evangelischen Glaubens“. Weit über die Pfarrgrenzen hinaus wirkte der „Predicant zu Kagran“, der Kagraner Pfarrer Kaspar Viktor (Vietor). Sogar der Pfarrer von Heiligenstadt (jenseits der Donau!) beschwerte sich in einem Schreiben (datiert 6. Dezember 1580) über das Treiben des Kaspar Victor, daß sich dieser unterstünde, ihm die Schäfchen abzuwenden. Victor ist sogar in die Kirchengeschichte Österreichs eingegangen.
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es für die Pfarre St. Georg-Kagran drei besondere historische Ereignisse: Den Einmarsch Napoleons, die große Überschwemmung von 1830 und den Besuch des Kaisers 1851. Über die große Überschwemmung 1830 schrieb der Kagraner Pfarrer Joseph Kainz einen ausführlichen Bericht in das Gedenkbuch der Pfarre, der 1930 auch veröffentlicht wurde.
1851 war anläßlich eines militärischen Manövers im Pfarrhaus von Kagran für Kaiser Franz Joseph ein „Kaiserzimmer“ eingerichtet.
Im 20. Jahrhundert kam es auch zur Stadterweiterung Wiens (1904) und zur Errichtung neuer Stadtteile. Damit verbunden war eine ganze Reihe von Pfarrgründungen, die allesamt durch Abspaltung von St. Georg-Kagran entstanden: Stadlau (1934), Hirschstetten (1953), Neu-Kagran (1963), Kagraner Anger (1971), Auferstehung Christi-Saikogasse (1972), St. Christoph am Rennbahnweg (1978).
Nach dem Einsturz der Orgelempore am 17. Juli 1990 wurde dieselbe wiederaufgebaut, die gesamte Kirche St. Georg einer Generalsanierung unterzogen und vor dem Einsturz bewahrt. Die feierliche Wiedereröffnung der generalsanierten Georgskirche erfolgte am 21. November 1992. Nachdem auch die Außenrenovierung der Kirche abgeschlossen war, wurde am 20. November 1993 ein feierliches Hochamt zum „Abschluß der Kirchenrenovierung“ gefeiert. Ein mühevoller Weg des Wiederaufbaues und der Errettung der Kagraner Georgskirche fand seinen festlichen Abschluß.
Schließlich wurde das Kirchendach - wohl aber auf dem alten Dachstuhl - 2009 vollständig erneuert und erstrahlt wieder in neuem Glanz. 2012 konnte dann endlich auch die längst überfällige Innenrenovierung der Kirche begonnen werden, wo die Sitzbänke, die Sakristei und die Orgel saniert, die Kunstgegenstande restauriert und die Kirche innen neu ausgemalt wurden.
Die ältesten Bauteile der Kirche stammen wohl aus der Zeit um 1400. Wieweit bei der Übersiedelung der Pfarre St. Georg von Stadlau nach Kagran eine bereits bestehende Wendelinkirche adaptiert, oder eine Georgskirche neu erbaut wurde, ist nicht bekannt. Jedenfalls muß das Presbyterium Anfang des 15. Jahrhunderts - 1429 und 1438, da in diesen Jahren die Pfarrkirche urkundlich erwähnt wird - bereits bestanden haben.
1709 erhielt das Presbyterium das barocke Gewölbe. Die verhältnismäßig dünnen Mauern des Langhauses lassen vermuten, daß sie auf den Fundamenten gotischer Mauerzüge ruhen, das Kirchenschiff vor der Errichtung der Gewölbe flach gedeckt war, und die mächtigen, nach innen und außen vorspringenden Mauerpfeiler erst zusammen mit dem Gewölbe errichtet wurden, wodurch dieser Bauteil seinen barocken Charakter bekam. Schließlich bekam auch der Turm ein barockes Obergeschoß.
Das Hauptschiff der Kirche bestand ursprünglich nur in halber Länge (etwa quadratisch). Es wurde 1672 erweitert.
Die Sakristei wurde 1672 am Presbyterium angebaut, ursprünglich war sie im Kirchturm. Im Unterbau des Turmes ist ein gotisches Rippengewölbe erhalten.
Im Innenraum der Kirche faszinieren die frühbarocken Tafelbilder der Apostel (13 Bilder), die wohl älter sind, als die Empore. - Diese wurde sicher erst nach der Erweiterung von 1672 erbaut, da nicht organisch mit den Gewölbepfeilern verbunden, und nach dem Einsturz am 17. Juli 1990 im Jahr 1991 mit neuen Ziegeln auf den alten Säulen wiedererrichtet.
Ein besonderes Schmuckstück ist die Kanzel aus dem Jahr 1732.
Volksaltar und Ambo stammen aus dem Jahr 1970.
Die Orgel mit 2 Manualen und 17 Registern wurde 1982 von Orgelbaumeister Bruno Riedl aus Linz erbaut. Sie wurde im Juni 1990 wegen Einsturzgefahr der Empore demontiert, im Pfarrhaus gelagert, nach Abschluß der Generalsanierung wieder aufgestellt und am 20. Februar 1993 wiedergeweiht.
Um die Kirche bestand einst der Friedhof. Die Grabsteine an der Außenwand der Kirche erinnern an diesen Friedhof, der die Kirche umgab. Das Priestergrab befand sich am Kirchturm, die Grabsteine sind bis heute erhalten. Der die Kirche umgebende Friedhof wurde 1902 aufgelassen, das barocke Friedhofstor (erbaut 1682) im Zuge der Erweiterung der Wagramer Straße 1902 leider abgerissen.
Das sogenannte „Cholerakreuz“ an der Südseite der Kirche am St. Wendelinplatz stand ursprünglich im Park vor der Schule Anton-Sattler-Gasse 89. Es erinnerte an die dort begrabenen Pestleichen. Es mußte der Verlängerung der U-Bahn (Baustelle) weichen.
Unter den vielen Priesterpersönlichkeiten von St. Georg treten drei Pfarrer besonders hervor. Nach ihnen ist in der Donaustadt jeweils eine Straße benannt: Ziegler (Zieglergasse) vor 1538, Pogrelz (Pogrelzstraße) 1670-1699, Huger (Andreas-Huger-Gasse) 1868-1889.
Die in Kagran zuletzt dienenden Pfarrherren (Pfarrer) waren:
Josef Gaunerstorfer | 1903 - 1924 |
Josef Walzl | 1925 - 1945 |
Johann Ullrich | 1946 - 1976 |
Richard Berres | 1976 - 1988 |
Dr. Georg Pauser | ab 1988 |